Leipzig Breaks Organization
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INTERVIEWS
2000/04 DJ Storm
geführt von Booga

2000/06 John B
geführt von Booga

2000/08 Rolex & Booga
mit freundlicher Genehmigung vom Klarofix Magazin

2000/11 Klute
geführt von Booga

2000/11 Kabuki
geführt von Zapotek

2001/01 Rob Playford
geführt von Booga

2001/11 DJ Storm
geführt von Booga, übersetzt von Sketch
Interview Kabuki

Das Interview entstand im November 2000 im Rahmen der Skunkrock Tour, die auch in das Conne Island führte. Zapotek ließ sich die Gelegenheit für ein Interview mit ihm nicht nehmen.

Zapotek: Du bist zur Zeit viel unterwegs, wo wohnst du gerade?

Kabuki
Kabuki: Das ist ein bisschen schwer zu sagen, meine Homebase habe ich schon hier, das Label (Anmerk. d. Red. Precision Breakbeat Research), das Büro, eigentlich so mein gesamtes Netzwerk welches sich hier befindet. Das ist schon wichtig das man hier präsent ist. Aber es passieren einfach so viele Sachen im Moment, das ich einfach viel verreisen muss. Ich bin gerade letzten Freitag aus Tokio hier angekommen, Samstag nach Berlin geflogen, Sonntag wieder zurück und hatte dann 4 Tage um meine Wäsche zu waschen und Rechnungen zu bezahlen. Heute bin ich hier, Mittwoch fliege ich nach Finnland und Freitag wieder nach Tokio. Die Situation ist also so, das man kaum die Chance hat, sich wirklich auf einen Ort einzustellen.

Du siehst dadurch aber viel von der Welt, entschädigt das den Aufwand?

Das Reisen ist halt notwendig. Ich fühle mich dann schon immer so ein bisschen wie z.B. Aussenminister oder als Botschafter unterwegs und versuche zu gucken was Sache ist. Die Szene in Japan zum Beispiel ist potentiell sehr interessant. Japan ist ein sehr grosses Land und die Subkultur ist ganz gut organisiert.

Kannst du mir etwas darüber berichten?

Die Szene in Deutschland ist wesentlich besser und vielfältiger. Ob jetzt England, Amerika oder was auch immer, ich bin sehr froh das ich hier in Deutschland meine roots habe. Hier habe ich auch versucht mir von Anfang an meine Stellung zu erarbeiten, weil meiner Meinung nach, Deutschland der beste Ort ist um zu spielen. Es ist zwar spannend herumzukommen und sich verschiedene Länder anzuschauen, aber wenn ich z. B. in Dresden spiele weiss ich das wird eine richtig gute Party, ich weiss ja dann auch was die Leute erwarten. Ich habe schon in so vielen komischen Locations gespielt, wo ich dann immer das Gefühl hatte das ich hier überhaupt nicht hingehöre, die Leute hatten dann auch kein Interesse an der Musik.

Läuft das bei vielen Bookings so?

Die meisten. Ich würde sagen 60% der Bookings laufen gegen den Baum!

Echt? Aber dann ausserhalb von Deutschland?

Ja, auf jeden Fall. Aber innerhalb von Deutschland gibt es so etwas auch. Manchmal gehe ich dann ein Risiko ein, z.B. wie in Koblenz, wo nichts passiert, wo auch noch niemand gespielt hat. Dann lege ich da auf und weiss aber dann auch, dass die Leute schon mal komisch gucken. Das ist dann irgendwie ein Stück Aufbauarbeit.

Also ist das letztendlich schon Arbeit?!

Kabuki: Unbedingt. Gerade wenn alles so in der Reihe ist, ich spiele ja nicht so mal Samstags und dann hab ich meine Ruhe. Klar ist es besser als Industriemechaniker zu sein aber es schlaucht und man muss schon eine professionelle Einstellung zu der Sache haben. Ich kann nicht einfach ankommen und mich zulaufen lassen, die Platten sind nicht sortiert, usw., das geht nicht. Du musst schon so eine professionelle Einstellung haben, ansonsten wirst du deinem Namen nicht gerecht. Das ist mein Job, ich bin working Dj.

So wie Storm mal sagte: 'Immer versuchen 110% geben'!

Ja, absolut. Das ist der Punkt. Wenn 10 Leute da sind, dann haben diese auch bezahlt und haben ein absolutes Recht sich zu amüsieren. Dann kann ich mich auch nicht hinstellen und komisch gucken.

Wenn du von solcher Arbeit und Kontinuität sprichst, mit der du die Sachen durchziehst, würde ich gerne mal wissen was aus den Projekten wie Tessier Ashpool Clan oder Powaflex (Kabuki fängt an zu lachen ...) geworden ist? Auf Precision war davon nie etwas zu sehen! Waren das reine Dubplateproduktionen?

Powaflex war als ein Kooperationsding für Smoking Drum (Anmerk. d. Red. das Label von Bassface Sascha), zusammen mit einem Kollegen aus Frankfurt gemacht. Aber weisst du, wenn du solche Kooperationen machst, und sagst: 'wir beide sind jetzt das und das' und es funktioniert dann nicht mehr ist es dann auch tot. Und es macht auch keinen Sinn so etwas zu reviewen, es war auch einfach eine Sache des Augenblicks.

War das zu der Zeit, ich glaube 96/97, wo es so lief und ihr dann das Label gestartet habt?

Kabuki Genau. Der Sascha (Dj Bleed, Anmerk. d. Red.) hatte jede Produktion gechartert. Und auch aus dem Grund, weil es kein Label gab wo man wirklich autonom Tracks für den Dancefloor machen konnte.

Das ist jetzt schon über 4 Jahre her und ihr habt bis jetzt schon über 20 Releases ans Licht gebracht.

Ja, wir haben auch noch ein zweites Makai-Album und ein Monophace-Album gemacht. Wir haben auch versucht verschiedene Leute zu bedienen, einfach weil es in Deutschland echt schwer ist Platten zu veröffentlichen. Gerade auch so jemanden wie Monophace, die haben wir gescoutet und wollten denen eine Chance geben eine LP zu machen.

Also ihr sagt nicht, das ist komplett unser Ding, hier releasen nur die Leute die wir kennen.

Nee, nee. Also wenn eine Sache gut ist dann schon, ich versuche aber auch keine falschen Vorstellungen bei den Leuten zu wecken. Wenn mir jemand eine CD gibt, dann höre ich mir die Sachen auch an, wenn ich es schaffe! Aber ich habe einen riesigen Stapel zu Hause und komme kaum hinterher. Das meiste ist dann aber schon richtig furchtbar, da bin ich dann auch ehrlich und sage dann 'Eigentlich gibt es keine Chance.' Die meisten wollen aber auch nur ein Feedback.

Wie ist damals der Kontakt zu Nico von No U-Turn entstanden? Habt ihr auch einfach Material hingeschickt?

Wir hatten damals unsere Kontakte zu Groove Attack aufgebaut, weil wir einen Vertrieb für unser Label gesucht hatten und denen die ersten Tunes vorgespielt. Die waren ganz angetan und haben uns mit Nico gehookt. Er hatte ein paar Tunes gehört, rief an und kam dann mit seinem 'Anwalt' nach Hanau. Das war so ein bisschen wie 'Fear and Loathing in Las Vegas'. (... Alle lachen)

Was? Der Typ war da um die Verträge zu überprüfen?

Nee, gar nicht! Der hing nur die ganze Zeit mit uns rum. Das war irgendwie sein 'Adviser' oder 'Counsellor' oder so. Wir haben im Studio Unmengen an Grass geraucht und den Track gemacht. Auch Ed Rush war dann immermal, wenn er in der Nähe war, bei uns im Studio und hat Pizza gegessen. Das war echt eine coole Zeit. Aber die haben sich intern dann ja total zerrissen, nach dem Torque-Album war dann Kriegszustand!

Dann waren auch noch die unzähligen Synonyme, wie z.B. ‘Tessier Ashpool Clan’. Wer hat den Gibson-Tick?

Das war ich. Ich lese halt sehr viel, und Science Fiction ist ein Teilbereich der ganzen Sache. William Gibson ist halt auch einer der irgendwie sampelt, wenn du dir Bücher durchliest, merkst du das er Versatzstücke nimmt von da und da. Und das macht Spass, wenn man die Fragmente erkennt und sich damit auseinandersetzt.

Da du nicht nur Drum & Bass produzierst, kommen somit auch noch andere Richtungen in Frage. Kannst du dir vorstellen anderes Zeug aufzulegen?

Als Dj könnte ich mir das nicht vorstellen. Ich könnte zum Spass 7 inches auflegen, weil ich viel Ragga- und Dubscheiben kaufe. Techno würde auch möglich sein, das ist das einzige wo ich das gleiche Energieniveau sehe. Aber am Ende des Tage brauche ich die Breaks und den Bass! Und so komme ich immer wieder da an.

(c) Leipzig Breaks Organization 2000-2004